Risiko beim Wandern: Ausrutschen auf Altschnee

Risiko: Queren von Altschnee

Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit warnt Bergsportler in einer Aussendung vor dem Absturzrisiko beim Gehen auf Altschneefeldern.

Vor allem nordseitige gelegene Wege oberhalb der Waldgrenze können teilweise noch bis in den Sommer hinein von Schneefeldern bedeckt sein. „Schneefelder werden oft unterschätzt, auch von erfahrenen Wanderern“, erklärt der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit Karl Gabl. „Wir wissen aus Untersuchungen, dass Bergsteiger beim Rutschen auf einem 40 Grad steilen und harten Firnfeld schon nach kurzer Distanz beinahe dieselbe Geschwindigkeit erreichen wie im freien Fall.“

Bergsteiger erreichen beim Rutschen auf einem 40 Grad steilen und harten Firnfeld schon nach kurzer Distanz beinahe dieselbe Geschwindigkeit wie im freien Fall. 

Karl Gabl 

Verhalten anpassen

Karl Gabl, selbst Berg- und Skiführer, rät: „Bereits bei der Tourenplanung sollten Wanderer die Exposition berücksichtigen. Wenn die Tour von der sonnigen Süd- auf die schattige Nordseite wechselt, kann ein aperer Weg schnell zu einer anspruchsvollen Flanke werden. Wir raten, die Ausrüstung und das Verhalten darauf anzupassen.“

Idealerweise kann man ein Schneefeld umgehen. „Die Umgehung sollte so gewählt werden, dass sie nicht durch unwegsames oder gar absturzgefährdetes Gelände führt“, sagt Gabl. Im Zweifelsfall muss mann eine Tour sogar abbrechen, rät Karl Gabl: „Wenn man keine entsprechende Ausrüstung besitzt und auch keine Erfahrung beim Queren von Altschneefeldern, sollte man kein unnötiges Risiko eingehen und umkehren.“

Christian Klingler und Karl Gabl
Christian Klingler und Karl Gabl

Queren von Altschnee

Muss ein schneebedeckter Hang gequert werden, sollten zumindest die obersten Zentimeter der Altschneedecke soweit aufgeweicht sein, dass man gute Tritte in den Schnee hacken kann. Dazu ist ein fester Berg- oder Wanderschuh mit Profilsohle nötig. „Merken Bergsteiger bei den ersten Schritten auf dem Schnee, dass dieser nicht sicher ist, sollten sie umdrehen und die Tour abbrechen“, rät Gabl.

Um ein Rutschen im harten Schnee oder Firn zu verhindern, empfiehlt Karl Gabl Grödel, Spikes oder Leichtsteigeisen aus Aluminium. Auf harten Schneefeldern sollten Bergsteiger unbedingt Steigeisen und Pickel verwenden. Wanderstöcke erleichtern das Begehen von Schneefeldern und unterstützen eine gute Lage des Schwerpunkts, sie können allerdings trügerische Sicherheit vortäuschen: Beim Rutschen geben sie keinerlei Sicherheit.

altschneefelder © Karl Gabl
Grödel  – Foto © Karl Gabl

Immer wieder kommt es beim Queren von Schneefeldern deshalb zu schweren Unfällen, bei denen sich Bergsteiger auch tödlich verletzen können.

Im Notfall richtig reagieren

Bergsteigern und Wanderern empfiehlt das Kuratorium, vor dem Queren eines Schneefeldes Handschuhe anzuziehen. Altschnee und Sommerfirn besitzen eine sehr scharfkantige kristalline Struktur und führen zu schmerzhaften Verletzungen an den Händen. Um effektiv abbremsen zu können, sollte man möglichst schnell nach dem Ausrutschen in Bauchlage und in eine Art Liegestützstellung kommen, bevor die Geschwindigkeit zu groß wird.

Queren eines Altschneefelds © Christian Klingler
Queren von Altschnee: Vordere Platteinspitze bei Imst im Juni 2017. Foto © Christian Klingler